Ich habe ja nie wirklich rebelliert. Nicht mal in der Pupertät. Höchstens ein wenig mit bunt batikgefärbten Kleidern. Aber das wars dann auch schon. Und wenn Gölä singt „i hätt no vil blöder ta“ denke ich: „Ja, hätte ich auch - aber ich hätte ja gar nicht gekonnt“. Ich bin zum Bravsein erzogen worden. Wobei man da wahrscheinlich gar nicht viel zu ziehen gebraucht hat. Ich war einfach so. Angepasst, verständnisvoll und stets darauf bedacht alles richtig und es allen recht zu machen. Nun bricht sie durch. Meine Rebellion. Mit ü 40(!) muss raus was bisher nie einen Weg ans Tageslicht gefunden hat. Meine Rebellion verwirklicht sich im Eierkarton. (Im leeren und da bin ich wäger froh darum, denn das gäbe eine Sauerei zu putzen! Sauerei? Eine Hühner-Ei gäbe das sauber zu machen weil): Eigentlich gehört ein leeres Eierschachteli aus Karton ja in die Kartonsammlung. Eigentlich. Ich weiss natürlich wie wichtig jeder noch so kleine Beitrag zur Rohstoffwiederverwertung ist. Und selbstverständlich dünkt mich das Sammeln von Altpapier, Pet- und anderen Plastikflaschen, Glas und Alu und überhaupt alles was da so zum Recyclen gesammelt wird sinnvoll. Da bin ich voll dafür. Auch für Umwelt,- Natur- und Vogelschutz insbesondere bin ich voll dafür. Und wenn unsere Katze auch „nur“ einen Spatz heimbringt kriegt sie einen bösen Zusammenschiss von mir. Ich brauche beim Einkaufen auch diese Stoffsäcklein für Gemüse und Früchte, da braucht es wirklich keinen Plastik um die Sachen abzuwägen und den Kleber anzubringen. Auch wenn die Plastiksäckli ja ganz dünn sind und Löcher haben - es gibt dann zusammengezählt halt doch eine Menge weggeworfenen Plastik. Die Eier kaufe ich eben im Kartonschachteli. Und schon das ärgert mich manchmal ein wenig: Dass ich Eier kaufen muss wenn wir doch Hühner haben! Aber eben. Die sind schon alt und die Lieblinge von den Jungs und Suppenhuhn möchte ich auch nicht machen. Immerhin gelten sie noch als Nutztiere. Denn sie nützen mir zur Restenverwertung. Falls überhaupt mal etwas übrig bleibt. Denn die Jungs haben guten Appetit. Nur wenns nicht so schmeckt, ist der Hunger sofort kleiner und dafür die Freude bei den Hühnern grösser. Doch, doch das kann man Hühnern ansehen dass sie sich freuen! Was den Jungs immer schmeckt und wovon nie Resten bleiben sind Chnöpfli und Omeletten. Da braucht's viele Eier und wenn die Schachtel leer ist? Dann, dann stampfe ich drauf bis sie ganz flach ist und weder zum nochmal brauchen noch zum Basteln verwendet werden kann. (Ja! Ich bin Kindergärtnerin und zerdrücke Eierschachteln!) Und nun wo sie so passend flach wäre für in die Kartonsammlungskartonschachtel werfe ich in vollem Bewusstsein und mit Genuss meiner ganz privaten Rebellion diesen Eierkarton in den Müll!
Tja - und seit ich diesen Beitrag geschrieben habe, bringt mir meine Eierkarton-Rebellion irgendwie nicht mehr gleich viel Erleichterung. Zudem legen die jungen Hühner nun brav ihre Eier. Täglich. So habe ich Verwendung für die Eierkartons und frage mich, ob die Hühner, die täglich ihre Eier irgendwo draussen verstecken, statt sie brav ins Nest zu legen, eigentlich ein bisschen rebellieren? Alice Linder
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